Immanuel – Gott mit uns, ohne Wenn und Aber

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Zum Weihnachtsfest 2020

Das ist es?

Da liegt er also nun, der neue König der Menschheit, der den König von Israel, Herodes, so erzittern lässt. Auf Stroh, in einem Stall, die Eltern derzeit noch völlig mittellos – die berufliche Karriere Josefs kam erst später ins Rollen -, und die erste Gesellschaft Jesu: Ochs und Esel. Unter einem dramatischen und alles verändernden Heilsereignis, in dem der Messias, der Retter, in die Welt eintritt, haben sich vermutlich alle, die damals drauf gewartet haben, etwas anderes vorgestellt. Später trudeln statt überschwenglichen Glückwunschadressen Hirten mit ihrer Herde ein. Ein wenig danach ausländische Kaufleute einer anderen Kultur. Die Wirkmächtigkeit dieses Heilsereignisses liess sich hier nicht einmal erahnen. Wie soll das gehen, was soll da kommen? Und so geht es weiter: Später wird der Messias ein Wanderprediger, voll von guten Taten und Worten wohl, aber sterben muss er am Kreuz wie ein Verbrecher., weil die Politik was gegen ihn hatte. Ein Kommen und Wirken mit Macht und in Pracht und Herrlichkeit sieht definitiv anders aus.

Alles ist schwierig

Diese Zeiten sind nicht wahrlich einfach, überhaupt nicht einfach. Sehr herausfordernd. Und es ist deutlich zu merken: Es wird jeden Tag schlimmer. Wo soll das alles noch hinführen? Wie soll das enden? Aber dann geht’s doch noch irgendwie: Am Ende finden Maria und Josef auf ihrem Weg von Galiläa nach Judäa kurz vor der Geburt ihres Sohnes einen Platz für die Niederkunft ihres ersten Kindes. Es kommt schliesslich zur Welt, unter Umständen, die man heutzutage eigentlich niemanden mehr zumuten möchte. Eigentlich. Die Welt sieht an vielen Stellen dahingehend leider anders aus, als wir das gerne hätten.

Das Kreuz – welch herrschaftliches Zeichen

Der Apostel Paulus hat das einmal seinen Gemeindemitgliedern in Philippi so erklärt: Jesus entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.

Und das feiern wir jetzt in dieser unserer Zeit, in denen wir auch immer wieder feststellen: Es ist wahrlich nicht einfach, überhaupt nicht einfach. Sehr herausfordernd. Und es ist deutlich zu merken: Es wird jeden Tag schlimmer. Und immer wieder fragen wir uns: Wo soll das alles noch hinführen? Wie soll das enden? In dieser Zeit feiern wir die Menschwerdung Gottes. In dieser Not. Klar, wir nehmen, diese Zeit unterschiedlich wahr – je nach Intensität der Betroffenheit. Aber selten fühlte sich die Menschheit als ganze so bedroht wie gerade jetzt während dieser Pandemie.
Und unser Erlöser erscheint mitten darinnen nicht in Herrlichkeit, sondern in einer Krippe.

Auf zu neuen Horizonten

Wer so von aussen betrachtend an unser Fest herangeht, wer so dem Kind in der Krippe begegnet, hat zunächst einmal Recht mit seinen Gedanken und Reflexionen. Nach logischen und menschlichen Massstäben machen solche Bedenken absolut Sinn. Ein mächtiger König und Erlöser in einer Krippe – da stimmt was nicht. Nur: Gott funktioniert weder logisch noch nach menschlichen Massstäben. Gott ist barmherzig und gnädig, er ist empathisch, er orientiert sich am Wesen des Menschen und dazu gehört auch menschliches Leiden, die Niederungen menschlicher Existenz.
Im alttestamentlichen Buch Exodus spricht Gott noch zu Mose: Ich bin der Herr, dein Arzt. In der Geburt Jesu ändert sich diese Situation schliesslich. Aus dem Arzt, der dem Menschen gegenüber steht, in sein Leben eingreift und der hoffentlich gesünder, weitsichtiger und weiterschauend ist als der Patient Mensch, wird der Gott des Lebens, der nicht mehr nur von aussen eingreift sondern mitträgt. Was kein Arzt und kein Therapeut machen darf, nämlich die Krankheiten und Beschwerden seines Patienten annehmen – Gott tut es: Gott kommt in die Not, in das Elend und in die Begrenztheit unserer Existenz und lässt in Christus, unserem Erlöser, wahr werden, was der alttestamentliche Psalmbeter hoffend und glaubend gesprochen hat: Er führt mich hinaus ins Weite, er befreit mich, denn er hat an mir Gefallen. All die Not, die äussere und die dem Menschen innewohnende, alles, was in die Enge treibt und Ängste bewirkt, wird unter der Herrschaft Gottes wohl nicht einfach so zunichte gemacht und löst sich in Luft auf, aber wird in einen grösseren und weiteren Horizont unserer Existenz gestellt und kann so in gläubiger Annahme einen neuen Sinn bekommen.

Klein aber fein

So geht Königsherrschaft auf Gottes Weise. Der Prophet Jesaja bringt diese nach menschlichen Ermessen widersprüchliche Situation in klingende Worte, wenn er die Leute wissen lässt: Ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Damit ist die Menschwerdung Gottes in einem Stall, mit Ochs und Esel als erste Zeugen, gefolgt von Verfolgung und schliesslich von der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten nur konsequent gemäss der Heilslogik Gottes.

Damit werden unsere Zeiten nicht einfacher, nicht weniger herausfordernd. Überhaupt nicht. Und vielleicht müssen wir in diesen Tagen der Weihnachtsfeierlichkeiten resigniert feststellen, dass sie den Frust über die Pandemie und ihre üblen Folgen nicht einfach so wegwischen – vor allem dann, wenn wir erleben müssen, dass Vertrautes und sehr Liebgewonnenes wie Begegnungen mit unseren Liebsten nicht möglich sind. Aber die Menschwerdung Gottes in einem Stall lässt uns auch wissen: Gott geht mit durch Hochzeiten des Leben und alle Enttäuschungen, er geht mit durch Berg und Tal – denn er ist: Immanuel – Gott mit uns.

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