Bericht aus Abu Dhabi: Dubai – oder: Wo geht’s hier nach Arabien?
Kürzlich hatte ich Besuch von meiner Familie. Lange hatten wir diese Tage vorbereitet. Dringender Wunsch: Ein Tagesausflug nach Dubai. Burj Khalifa, Marina, Creek, Palm Jumeirah. Gedacht – getan.
Fraglos ist es ein grossartiges Erlebnis, im Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, in weniger als einer Minute die 124 Stockwerke bis zur Aussichtsplattform hinaufzuschiessen. Oder im Touristensouk der Altstadt dem Duft der orientalischen Gewürze nachzugehen. Und einmal in einem Abra, dem kleinen Wassertaxi, über den Creek zu setzen.
Jedes Mal habe ich aber den Eindruck: Arabien lässt sich inmitten dieser Glitzerwelt so richtig kaum finden. Dubai ist wie Abu Dhabi und die grossen Städte der anderen Emirate ein hochmodernes Kunstwesen aus Architektur und Geschäftswelt.
Wer aber nachspüren will, wie noch vor wenigen Jahrzehnten die Beduinen-Familien mit ihren Karawanen zum Sommer hin in langen Märschen die kühlenden Oasen al-Ain oder Liwa aufsuchten, wer erahnen will, welche Anstrengungen die Weisen aus dem Morgenland auf sich genommen haben, um dem Kind in der Krippe zu huldigen, der muss raus aus den Metropolen und hinein in die Wüste.
Eine Autofahrt zu den Oasenstädten oder hinüber nach Fujairah an den Golf von Oman gehört wohl zu den faszinierendsten Arabien-Erfahrungen. Während Stunden auf der Landstrasse fährt nur der heisse Wüstenwind um den Wagen und das einzige Lebendige sind ein paar Beduinenfamilien mit ihren Kamelen in der Weite der Dünenlandschaften.
Abends senkt sich die Sonne über die Rub’ al-Khali, über das ‹leere Viertel›, wie die Wüste auf der Arabischen Halbinsel heisst, und spielt mit den Farben des Sands. Dann weisst du: Du bist in Arabien.
(Quelle: forum 11/2016)