“Wie, da sind Christen?” – AVOSA @ 100. Deutscher Katholikentag Leipzig
Die Kirchenmeile beim Katholikentag ist immer der Ort, wo die deutschen Bistümer ihre Arbeit, ihre typischen Merkmale, ihre Regionen präsentieren. Ein guter Schoppen Wein am Stand von Trier, eine virtuelle Domführung in Mainz, Spiel und Spass im Megazelt von Hildesheim, Münster und und Osnabrück. Und immer wieder gibt’s auch ein paar ausländische Exoten, die von sich erzählen. In diesem Jahr neben anderen: das Apostolische Vikariat Südliches Arabien.
Es ist vielleicht auf den ersten Blick nicht unbedingt naheliegend, die katholische Kirche Südarabiens am Deutschen Kirchentag vermuten. Aber mit einem Bischofshaus, von dessen Bewohnern vier deutschsprachig sind, kommt man der Idee schon mal ein wenig näher.
So sassen wir also mit einem vierköpfigen Team des Vikariates – bestehend aus Schwester Magdalen, einer Schwester aus dem Orden der Comboni-Missionaries, dem indischen Kapuzinerpater Arul, Bahaa, einem jungen Mann aus der arabischsprechenden Community Abu Dhabis, und mir – mitten in der Nacht zum 24. Mai im Flugzeug Richtung Leipzig. Der Reise war eine fast einjährige Zeit der Vorbereitung vorangegangen, an der Reinhold Sahner als Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde am Golf von Arabien noch erheblichen Anteil hatte: Was wollen wir eigentlich in Leipzig machen? Wie präsentieren wir uns? Was präsentieren wir? Welche Möglichkeiten haben wir – logistisch, finanziell? Natürlich sollte auch das mitreisende Team die Ortskirche Südarabiens repräsentieren – was aber meinen die Grenzbehörden dazu, wenn ein Syrer und ein Inder nach Deutschland wollen? Wir haben all diese Vorarbeiten gemeistert – mit der unglaublich geduldigen Unterstützung des Auswärtigen Amtes und der Geschäftsstelle des Deutschen Katholikentags sowie mit technischem Support durch die Diözesen Münster und Mainz. Schliesslich konnte Bischof Hinder, der Apostolische Vikar von Südarabien, zusammen mit dem Herder-Verlag unseren Auftritt in Leipzig noch dazu nutzen, die neuste Erscheinung “Als Bischof in Arabien: Erfahrungen mit dem Islam” zu promoten.
Dieser Auftritt in Leipzig sollte möglichst viele Sinne ansprechen – wie es das Leben in Arabien ja auch tut. Ein wenig wie die Könige an der Krippe haben wir Weihrauch, arabischen Kaffee mit Datteln und Bilder gebracht. Und unsere Erfahrungen. Gefühlte hundert Mal am Tag hat jeder von uns aus dem Team auf Deutsch oder Englisch die Frage “Da sind echt Christen?” beantwortet und unsere Situation erklärt. Auf der mitgebrachten Karte gezeigt, dass Abu Dhabi nicht in Saudi-Arabien liegt. Mit dem Geschichtsposter erklärt, dass die Kirche schon vor 9/11 bestand. Versichert, dass wir als Christen in den Emiraten und im Oman unseren Glauben tatsächlich halbwegs frei und ungehindert leben können. Die Bilderwand kommentiert. Mit Besuchern Kardamom-Kaffee geschlürft und Datteln geteilt. Sich am Abschiedskommentar “Da hab ich jetzt aber wieder was gelernt!” erfreut. Kurzum: Alle vier konnten wir in diesen Tagen unsere homiletische und katechetische Berufung neu entdecken. Eine phantastische Zeit! Für mich selbst war dieser Katholikentag noch auf andere Weise speziell: Nach dem Aachener Katholikentag 1986 bin ich nun ununterbrochen 30 Jahre dabei gewesen. Hätte mir damals wer gesagt, dass ich mal die Kirche Arabiens auf einem Katholikentag vertreten würde, hätte ich als 16-jähriger wohl gelacht.
“Home, sweet home” – Vieles wäre anders gekommen in diesen Tagen, wenn nicht auch unsere Gastgeber Melanie und Christoph mit ihren beiden Töchtern und Rahel, eine Leipziger Studentin, uns mit ihrer herzlichen Gastfreundschaft einen tollen Aufenthalt beschert hätten. Danke!
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