Zur Eidgenössischen Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache»

Immer wieder erreichen unsere Pfarrämter Anfragen hinsichtlich der Abstimmung über die Eidgenössische Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache». Dabei wird vorgemacht, dass ein/e Gegner/in von Abtreibungen auch zugleich ein/e Befürworter/in dieser Initiative sein muss. Dagegen möchte ich mich verwahren. Ich stimme uneingeschränkt zu, dass ungeborenes Leben zu schützen ist. Übrigens: nicht nur ungeborenes, sondern auch zu Ende gehendes und jedwedes Leben. Somit ist etwa auch die Todesstrafe in aller Welt natürlich abzulehnen.

Dann ist aber differenzierter hinzuschauen. Ich möchte den Vorgang der Abtreibung unbedingt getrennt wissen und betrachten von der Finanzierung dieses Vorgangs. Ich halte es im Sinne der sozialen Gerechtigkeit für notwendig, dass Versicherungen dort mitmachen müssen – und folglich auch Versicherte. Wenn es schon einmal zu dieser schrecklichen Situation, in der Frauen aus tiefer Not heraus vor so unglaublich schwerwiegende Entscheidungen gestellt werden, kommt, dann dürfen wir als Kirche und Gesellschaft die Augen nicht verschliessen: Wir dürfen die betroffenen Frauen in dem eh schon schlimmen Regen nicht stehen lassen. Es kann nicht sein, dass ein schwaches Bankkonto die Lage von Schwangeren in Not noch schlimmer macht, als sie schon ist. Das wäre eine soziale Ungerechtigkeit, die ich nicht erdulden will.

Als Christinnen und Christen, als Kirchen sind wir viel mehr dazu aufgerufen, alles dafür zu tun, dass es gar nicht zu solch einer Situation kommt: Dazu gehören intensive Angebote von Beratung und Begleitung von schwangeren Frauen in Notlagen und von Angeboten, die die Kinder betreffen, die ungewollt zur Welt kommen und von ihren leiblichen Müttern – aus welchen Gründen auch immer – nicht versorgt werden können. Diese Angebote müssen sich einreihen in den Kanon aller anderen Angebote nichtkirchlicher Organisationen, wenn sie wahrgenommen werden wollen. Damit stehen kirchliche Angebote natürlich auch in einer Konkurrenz zu diesen anderen Angeboten, die sich teils vielleicht nicht so bedingungslos dem Leben verschrieben haben. Das ist klar. Und es wird dabei passieren, dass trotz aller Angebote die Kirchen mitanschauen müssen, dass Frauen den Weg der Abtreibung wählen. Aber wenn ich den Solidaritätsgedanken des Jesus von Nazareth nicht verraten will, muss ich mich ihm folgend an die Seite derer stellen will, die in Not geraten sind. Dabei  muss ich riskieren, dass ich mir moralisch die Hände dreckig mache, weil die von Not Betroffenen ihre Notlage unter Umständen anders lösen, als ich das vielleicht gut finde. Aber diese Entscheidung darf nicht durch die finanzielle Lage der betroffenen Frau, sondern allein durch ihr Gewissen geprägt sein. Entsprechend ist die finanzielle Lage der Frauen durch Versicherungen zu unterstützen.

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