Zum Nutzen aller

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Zum 6. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B

Das Göttliche spiegeln…

Der Hl. Benedikt hat in seiner Regel vorgeschrieben, dass die Mönche ihr Leben, Beten und Arbeiten so gestalten sollen, dass in allem Gott verherrlicht werde. Wichtiger Punkt dabei war: Es gibt für einen Mönch nicht die fromme Zeit in der Kirche und im Chorgestühl beim Gebet und andererseits den Rest des Lebens vor der Kirchtür. Beides gehört untrennbar zusammen und muss miteinander harmonieren. Das Leben des Mönchs soll sich im Gebet widerspiegeln und die Gottesbeziehung soll auch das Leben ausserhalb der Kirche prägen. Stimmt das nicht überein, wird religiöses Leben schnell einmal Frömmelei und der Rest des Lebens verliert seine Leitplanken.

… zum Lobe Gottes

Die Worte Benedikts gelten aber nicht nur für den frommen Benediktiner, die fromme Benediktinerin. Sie gelten für jeden Christenmenschen. Und das auch immer schon – lange vor Benedikt, seit den Anfängen der Christenheit. Und wir alle wissen: Das ist schneller und einfacher gesagt als getan.
Die scheinbar wohl ziemlich verlotterte Hafenstadt Korinth mit deren Einwohnerschaft muss dem Völkerapostel Paulus immer wieder Kopfschmerzen bereitet haben, schreibt er doch an seine christliche Gemeinde und drängt sie so zu gottgefälligem Benehmen: Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes! Gebt weder Juden noch Griechen, noch der Kirche Gottes Anlass zu einem Vorwurf!

Wo ist dein Mitte

Was Paulus da von den Gemeindemitgliedern verlangt, war wesentlich mehr als nur beständige Imagepolitur. Paulus ruft die Menschen zu einem Leben auf, das nicht nur dem Anschein nach der christlichen Botschaft entspricht, sondern bis tief an die Wurzel. Und Paulus weiss auch – vor allem mit Blick auf sein eigenes Lebens: Das ist eine knochenharte Übung. Wer sich dieser Anforderung stellt, hat keinen Grund zu Hochmut, denn Scheitern ist eine beständig lauernde Gefahr. So verurteilt er in seinen Schreiben immer wieder nicht solche, die Fehler begehen, sondern jene, die bei den Fehlern bleiben. Die Idee des Paulus: Wenn du in aller Demut Gott als Dreh- und Angelpunkt deines Lebens einrichtest, kannst du nicht fehllaufen. Und zugleich wird so zunächst jeder Christ und schliesslich die Kirche als ganze, was sie sein soll: eine Institution, die Gott verherrlicht. Verliert die Kirche, das heisst: jeder Christ, jede Christin, diesen Dreh- und Angelpunkt aus den Augen, dreht sie sich um sich selbst und wird äusserst fehleranfällig. Das galt damals wie heute: Eine Kirche heute etwa, die sich des geistlichen wie körperlichen Missbrauchs von Menschen überführen lässt und sich nicht mit allen Konsequenzen dem stellt, ist keine Kirche, die Gott als Dreh- und Angelpunkt hat, sondern eine, die ihn verloren hat. Eine, die voller Hochmut nur um sich selbst dreht.

Hin und wieder in den Spiegel schauen

Eine gläubige Christenheit hingegen, die sich ihrer Fehler und Schwächen bewusst ist und an ihnen arbeitet, kommt daher wie der Aussätzige im heutigen Evangelium. Ihm ist sein Krankheitsbild bewusst. So stellt er sich vor Jesus hin und bittet ihn um Hilfe. Das erfordert einiges. Doch dem Mann geht Heilwerden über alles. Bei seinem Handeln fällt eines sehr ins Auge: Mit diesem Schritt setzt der Mann alles auf eine Karte. Er macht sich vollständig abhängig von der Gnade Jesu: Wenn du willst, sagt er zu Jesus. Er schliesst mit Jesus keinen Deal, er verhandelt nicht. Er unterwirft sich dem Willen des Gottessohnes: Wenn du willst. Und – der will.

Umkehr – Grundbewegung der Kirche

Eine gläubige Christenheit, eine glaubende Kirche macht es genauso: Sie ist sich ihrer Fehler bewusst, die immer wieder passieren, weil Menschen nun mal schwach sind: Das ist keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Sowohl als einzelne Christen wie auch als ganze Kirche sind wir auf das barmherzige Wollen unseres Gottes angewiesen. Immer. Wenn wir glaubwürdig bleiben wollen, bleibt uns oft nichts anderes als die zähneknirschende Umkehr. Eine Kirche, die sich in Machtspielchen und Vertuschung ihrer Fehler ergeht, büsst diese Glaubwürdigkeit ein. Das gilt von der Kirchenspitze hinab bis ins Leben jeder einzelnen Pfarrei und jeder Gruppierung.

Heilwerden ist nichts fürs stille Kämmerlein

Die Heilung des Aussätzigen bekommt zum Schluss noch eine spezielle Wende – so hörten wir. Wer von Aussatz geheilt wurde, musste das bestätigen lassen. Im Buch Levitikus der Torah ist das genau beschrieben. Geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis. Heilung und damit auch Re-integration war und ist nicht nur Angelegenheit des Einzelnen, sondern auch immer Thema der ganzen Gemeinschaft. Die Gemeinschaft der Glaubenden muss sich mit demjenigen Menschen, der sich da in seinem Leben verändert, auseinander setzen. Das muss sie nicht nur bei Aussatz – dass muss sie immer, mit allen Menschen, die sich im Raum der Kirche bewegen. Wer auch immer etwas im Umfeld der Kirche tut – sei es gut oder auch nur gut gemeint, der bewirkt eine Auswirkung auf die Kirche. – Manchmal tut beunruhigendes Handeln der Kirche ja auch mal ganz gut und ist erweckend – aber das muss gut überlegt sein. Gerade in jüngster Zeit erleben wir allerdings viel zu oft, wie viele Taten, die in der Kirche begangen werden, vielmehr zu Ärger, Frustration und kirchlicher Depression führen. Von Heilung und Heilwerden eienr kirchlichen Gemeinschaft wenig Spuren.

Statt sich nun aber darüber zu beschweren und zu ärgern, gibt es für jeden einzelnen Gläubigen eine ganz einfache Methode, einen Gegentrend einzuläuten. Man werde einfach selber Botschafter, Botschafterin des Guten in unserer Kirche. Man gestalte diese Kirche selbst mit statt auf andere zu warten. Dem Motto folgend, dass uns Paulus wissen lässt: Ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.

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