Wüstentag 2015-03-07 (34) “Kommst du mit in die Wüste?”, fragte mich Reinhold Sahner, der Pfarrer der katholischen Gemeinde deutscher Sprache hier in Abu Dhabi. Ich war erst wenige Tage in Arabien und bekam schon die Chance zu einem Wüstentrip – das war einWüstentag 2015-03-07 (23) steiler Einstieg. An einem Samstagmittag ging es los – mit den überwiegend deutschsprachigen Teilnehmern aus allen Emiraten trafen wir uns nahe Dubai abseits der ´richtigen´ Verkehrswege an einem abgemachten Punkt, um von dort aus gemeinsam noch weiter in die Wüste hineinzufahren – nicht sehr weit, aber weit genug. FourWheelDrive war eigentlich Pflicht – alles andere ist reichlich gefährlich. Mitten in der gleissenden Wüstensonne tauchte nach ein paar Minuten Fahrt die Kamelfarm von Ursula Musch auf. Auf deutsch empfangen und auf arabisch verköstigt verbrachten wir den Tag in den originalen Beduinenzelten der währschaften Allgäuerin und Wahlaraberin. Drei grössere Zelte, ein Kochzelt mit Küche nach beduinischer Tradition und zwei Hütten sowie eine brandneue Wüstentoilette bilden die Farm, auf der die Chefin selbst allerdings nicht wohnt: Dubai ist nahe und hat AirCondition. Und natürlich sind da auch noch die Gehege der Kamele. Wer Uschi nach ihren Lieblingen fragt, bekommt einen intensiven Einblick in das Leben von Kamelen. So viel habe ich behalten: Kamel ist nicht gleich Kamel…

Die Wüste lebt – wirklich

Die Wüste hat ihr Eigenleben – in jeder Hinsicht. Wüstentag 2015-03-07 (36)Inmitten der Dünen nur ein paar Meter entfernt von dem deutschen Trubel in den Beduinenzelten wurde mir das bald klar. Wer glaubt, unter der heissen Sonne passiere nichts mehr, der muss sich dort schnell getäuscht sehen. Wenn man sich nur einmal ruhig auf den Boden setzt, huscht und krabbelt es immer wieder. Des Nachts kommt es gar zu einer richtigen Rush Hour. Selbst der Boden ist dynamisch: Schon nach wenigen Minuten am selben Standort sinken die Füsse ein und es verändert sich die Düne, auf der ich stehe.  Die untergehende Sonne lieferte später eine Vielfalt interessantester Lichtspiele. Und: Es ist unglaublich still. In einem Gottesdienst im Wüstensand wie auch im massiven Wüstenwind haben wir diese Erlebnisse mit ins Gebet genommen und aufs eigene Leben reflektiert: Wo macht man bessere Wüstenerfahrungen als inmitten des Sands einer endlosen Wüstenlandschaft?

Nächtliche Wüste

Wüstentag 2015-03-07 (40)“Hey, Leut, dä Sand isch zum Sitzä do”, – eine kleine Schar verblieb noch bis lange nach Sonnenuntergang bei Uschis Zelten. Aber wie macht man es sich gemütlich auf einer Wüstenfarm, wenn es ruhig und dunkel wird? Schnell waren wir Uschis Einladung gefolgt und sassen zusammen mit ihren Beduinen im nun angenehm kühlen Sand vor den Zelten. Die Beduinen gingen ihren Spielen nach und wir Anderen lauschten der grossen Stille der aufkommenden Wüstennacht. Ein tiefer Friede und eine wohltuende innere Ruhe machten sich breit, die in den Städten kaum zu finden sind.

Der Rückweg hatte noch eine Überraschung parat. Vom rechten Weg in Richtung Hauptstrasse abgekommen steckten wir mit einem Mal im Sand fest. Sonderlich bedrohlich war die Situation nicht – Zivilisation war zu Fuss zu erreichen. Dennoch war mir mulmig zumute. Nach einem Anruf fuhr bald Uschis Pickup heran und sie und die Beduinen hatten das Problem rasch gelöst. Arabische Standardsituationen, die ich hier noch lernen muss. Wie so vieles.

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