2006weihnachtsbriefHeute bin ich – wie immer vor Weihnachten und Ostern – ein paar Stunden in der Benediktiner-Abtei St. Otmarsberg in Uznach (SG) eingekehrt. Beim Mittagessen verlas der Prior P. Adelrich den Weihnachtsbrief eines Mitbruders, der in der Mission lebt. In dem Brief erzählt der Pater von Fortschritten und Rückschlägen in seiner Arbeit, berichtet von seinem persönlichen Wohlergehen. Innerlich musste ich lächeln: Ich fühlte mich erinnert an die Weihnachtsbriefe eines entfernten Verwandten: eines Cousins meiner Grossmutter, glaube ich. Pfarrer Ulrich Timpte aus meiner Heimatdiözese Essen hat – als Padre Teo –  von 1986 bis 2003 als Fidei-Donum-Priester in einer Favela in Quilmes nahe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gelebt und gearbeitet. Heute wirkt er in der Bistumsgemeinde St. Ludgerus in Bottrop.

Jedes Jahr schrieb er einen langen Weihnachtsbrief, der einen intensiven und vor allem sehr persönlichen Einblick in seine Arbeit in Argentinien gab. Dieses Dokument wurde von unserer Grossmutter zunächst wie eine heilige Schrift in der Familie weiter gereicht. Als dann das Zeitalter des Internets hereinbrach und wir Onkel Ulrich unsere Mailadresse geben konnten, verlief der Umgang mit dem Mailverkehr aus Südamerika etwas prosaischer. Vieles aus seinen Briefen tönte durchaus ähnlich wie der Brief der heutigen Tischlesung, wenngleich die Einsatzorte der beiden Priester grundverschieden sind.

In einem Moment während des Essens heute ging mir dann schlagartig auf, dass ich wohl beim nächsten Weihnachtsfest 2015 auch so einer bin, der mit solch einem Brief aus der Mission von seinen Eindrücken bei seinem Auslandseinsatz berichten wird. Eines ist mir allerdings aufgefallen. Gegen die Idee, als Missionspriester im ureigensten Sinn nach Arabien zu gehen, sträuben sich mir sämtliche Nackenhaare. Ich will weder “das Evangelium zu Heidenvölkern bringen” noch Entwicklungshelfer sein – beides ist absolut nicht erwünscht noch braucht es das in den Emiraten wirklich. Ich freue mich vielmehr darauf, in und mit einer hochaktiven Ortskirche am Reich Gottes zu bauen in einer für mich völlig ungewohnten Umgebung. Meine Kräfte und mein Know-how für diesen Aufbau einzubringen. Mit Menschen den Glauben zu teilen, denen ich sonst nie begegnet wäre. Ich freue mich unglaublich – und hab zugleich höchsten Respekt vor dem, was da kommt.

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