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Martin Stewen
Verwalter„Im Ostteil des Friedhofs Sihlfeld, wunderschön gelegen unter alten, grossen Bäumen, entsteht im Herbst 2023 die erste Ruhestätte der Vielfalt in der Schweiz. In unmittelbarer Nähe des Grabfeldes wird ein Denkmal für an AIDS Verstorbene entstehen. Damit will «regenbogen-ruhe» für die queere Community einen Ort der Trauer schaffen und diverses Leben über den Tod hinaus im öffentlichen Raum sichtbar machen.“
(Mehr: Website Regenbogen-Ruhe und zhkath.ch)
Im Gespräch mit den Initiant*innen und Verantwortlichen, allen voran: Barbara Bosshard, Präsidentin des Vereins queer-altern, wird schnell deutlich, dass es ein sehr persönliches Bedürfnis für ein solches Projekt der letzten Ruhe gibt. Die Reformierte Kirche des Kantons Zürich und die Christkatholische Kirchgemeinde sind Unterstützerinnen dieses Projektes und ihre Pfarrerinnen Melanie Handschuh und Priscilla Schwendimann sind Mitglieder der Arbeitsgruppe. Die Römisch-Katholische Kirche ist vertreten durch die HIV-/Aidsseelsorge, nicht aber durch die Körperschaft. Die Präsidentin des Synodalrates, Franziska Driessen-Reding, hat bislang als Privatperson ohne Mandat der Körperschaft den Kontakt zur Initiative gehalten. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Synodalrat liegt das Dossier in meinen – privaten – Händen. Ich stehe zwecks Meinungsbildung mit einem Kirchenparlamentarier in regelmässigen Austausch. Gern möchte ich nun mit dieser Plattform den Horizont dazu erweitern, um so besser erkennen zu können, ob in der Zukunft eine Diskussion in der Körperschaft notwendig ist oder nicht. – Mit ein paar Gedanken möchte ich zum Austausch anregen.
Ghetto oder Community?
Am 3. Mai dJ hat die Arbeitsgruppe „Regenbogen-Ruhe“ in der Helferei zu Zürich ihr Projekt vorgestellt. Aus verschiedenen Voten des Podiums ging wohl eine deutliche persönliche Notwendigkeit für solch ein Projekt hervor. Ausgrenzungen und Benachteiligung, wie sie zu früheren Lebzeiten derbe Erfahrungen gewesen sind, sollen einst einmal im Tod – vor allem auch für die hinterbliebenen Trauernden – nicht mehr vorkommen. Dazu soll dieser eigene Friedhofsteil beitragen. Ja, das kann gelingen. – Aber droht nicht auch diese Gefahr: einer posthumen Ghettoisierung, der so viele der zukünftig dort Begrabenen zu Lebzeiten mit viel Tatkraft entgegengewirkt haben?
Heute noch notwendig?
Auch im Jahr 2023 – trotz Ehe für alle und vielen anderen Errungenschaften – erleben Menschen der LGBTQI+-Community alles: von subtiler Ausgrenzung bis zu roher Gewalt. Die Daten dazu haben einen Höchststand erreicht. Dass es diese Daten aber überhaupt gibt, verweist allerdings auch schon auf eine sehr gute Entwicklung nach vorn, die auch anderenorts im Vergleich zu früheren Jahrzehnten durchaus erfahrbar ist. Gewalt und Repression gegen queere Menschen bekommt ein Gesicht, Staat und Behörden schreiten ein. Die Community weiss sich – trotz immer noch erlebbarer übler Erfahrungen – zunehmend in Sicherheit. Daher ist dann auch diese Entwicklung fast logisch: Wenn man sich in der Szene umschaut, ist schnell zu sehen, dass ein striktes Community-Bewusstsein massiv abnimmt und die Grenzen von Community und straightem Umfeld immer fliessender werden. Je jünger die Leute, desto mehr trifft das zu. – Angesichts dessen stellt sich die Frage: Braucht es denn dann noch eine posthume LGBTQI+-Community?
Die Pastoral ist dabei, die katholische Körperschaft nicht
Bei der Vorstellung des Projekets ist darauf verwiesen worden, dass die Römisch-Katholische Kirche nicht dabei ist. Ich habe interveniert und festgestellt, dass es wie immer in unserer Kirche auch hier eine duale Antwort gibt. Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche werden ganz sicher für Beerdigungen und Trauerarbeit in der Regenbogen-Ruhe zur Verfügung stehen. Für die Körperschaft hingegen stellt sich die Frage: Was ist das allgemeine öffentliche Interesse an diesem Gräberfeld-Projekt?
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