Ohne Burka keine Knete?
Vor einigen Tagen erschien auf kath.ch der Artikel von Verena Rüttimann unter dem Titel “Fremd und hoch willkommen – arabische Touristen in der Schweiz”. Der Text pries zum einen die angeblich guten Erfahrungen mit Touristen aus arabischen Ländern (ohne dass aber direkt Betroffene aus dem Gastgewerbe zu Wort kamen), zum anderen sollte er eine Stellungnahme gegen das Burkaverbot sein – der Idee folgend: Wenn Touristinnen aus arabischen Ländern keine Burka tragen dürfen, werden sie der Schweiz fernbleiben. Und damit auch die Einnahmen. Also: Wer gegen die Burka ist, ruiniert den Schweizer Tourismus. Oder kurz: Ohne Burka keine Knete. – Führt man auf diese Weise rechtschaffen eine so brisante Diskussion? Da werden munter Themen gemischt, die miteinander so gar nichts zu tun haben wollen – wie so oft in dieser Diskussion. So geht das nicht. Wenn es die Absicht der Autorin war, den Gegnern des Burkaverbots Argumente zu liefern, hat sie ihnen einen ordentlichen Bärendienst erwiesen. Denn selbst wer gegen das Burkaverbot ist, mag Schwierigkeiten haben, sich vorzustellen, dass ganze Schweizer Gegenden zur Sommerzeit fest in arabischer Hand sein sollen.
Als ich den Artikel las, fühlte ich mich erinnert an einen Winterurlaub im österreichischen Zell am See, während dessen mir einheimische Zimmer-Anbieter ein wenig über ihre Sommererfahrungen erzählten: Dieser malerische Ort nahe Salzburg gehört im Sommer vollständig den Touristen aus Arabien. Mit allen Konsequenzen: Herrgottswinkel werden abgehängt und die Serviertöchter haben hochgeschlossen zu erscheinen. Die Tischsitten folgen arabischen Gepflogenheiten (die kein Araber in einem Restaurant in Dubai ausleben würde) und fällt das Opferfest in die Sommermonate, wird das Lamm auch schon mal auf dem Hotelbalkon geschlachtet. Der Hotelier, der das erzählte, hat, als er bei den “Gästen” den Schaden einklagte, ein Vielfaches der Schadenssumme gerad bar auf die Hand bekommen. Geld spielt keine Rolle: Apartments und Hotelzimmer kennen unterschiedliche Preis-Kategorien – die Preise für europäische Touristen und jene für Gäste aus Arabien. Letztere können schon mal ein Mehrfaches des Ursprungspreises sein – was ohne zu Zucken gezahlt wird.
Ich habe zu unserem Ferienwohnungsvermieter, der mir all das erzählte, gesagt: “Auch eine Form von Prostitution.” Er nickte leise. Weil nun viele Einheimische die Umstände nicht mehr mitmachen wollen und auch weil europäische Touristen ausbleiben, kommt Tourismus Zell am See langsam davon ab, diesen Ort in Arabien zu vermarkten.
Aber bitte: Was hat das mit der Burka-Diskussion zu tun? Wer solche Entwicklungen nicht haben will, verbietet die Burka? – Eine Argumentation in SVP-Manier.
(Werbeveranstaltung von Schweiz Tourismus in einer Mall in Abu Dhabi – Bilder)
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