Gottes Gegenwart: ein Abenteuer

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Zum 2. Sonntag der Fastenzeit – Lesejahr C

Filme, die irgendwann einmal in ihrem Verlauf Hochspannung liefern, beginnen oftmals unglaublich harmlos. Um dieses Gefühl der Harmlosigkeit zu bewirken, fährt dazu am Beginn des Streifens immer wieder mal die Kamera durch irgendwelche gut bürgerlich erscheinenden Wohnsiedlungen amerikanischer Vorstädte oder vorbei an irgendwelchen Schrebergartensiedlungen voll mit kleinen Gartenzwergen. Spätestens jetzt weiß der trainierte Filmkenner, dass da noch einiges während des Films auf ihn zukommen wird. Denn: je harmloser der Eindruck zu Beginn, umso höher die Spannung im Verlauf des Films.

Macht euch auf was gefasst

So eine Art harmlose Reihenhaussiedlung wollte auch Petrus seinem Herrn da auf dem Berg Tabor hinstellen. Petrus ertrug das Ganz nicht mehr, was sich da abspielte. Dieser Jesus hatte sein ganzes bisherige Leben aus dem Lot gebracht und jetzt spielte sich auch noch diese merkwürdige Szenerie da auf dem Berg ab. Hätte er gewusst, was noch alles auf ihn zukommen würde, hätte er sein Aposteldasein vermutlich schon relativ bald quittiert. So also sitzt Petrus da mit Jesus und den Gefährten auf dem Berg Tabor, schließlich übermannt vom Schlaf, weil die Erlebnisse wesentlich mehr sind, als Hirn und Herz fassen können. Und als er die Augen wieder aufschlägt, muss es gewesen sein wie im Traum: Vor ihm offenbart sich in Mose und Elija die Glaubensgeschichte seines Volkes. Und mittendrin Jesus, der Mann, der sie einfach aus ihren Booten und damit aus ihrem bisherigen Leben mitgenommen und jetzt mit auf diesen Berg geschleppt hatte, um sie dort mit diesen merkwürdigen Erfahrungen zu konfrontieren. Was liegt näher, als die ganze Aufregung zu erden und dem Ganzen ein wenig den Anstrich von Normalität zu geben: Drei Hütten sollen her.

Gott allein genügt

Wie fern von gut und böse macht er seinen Vorschlag, aber so einfach ist einem Offenbarungsgeschehen, wie es Gott im Sinn hat, nicht beizukommen. Zum Hüttenbau kommt es erst gar nicht mehr. Gott setzt sein Anliegen fort, überwirft die Szenerie mit einer Wolke und bringt das Ganze auf den Punkt: “Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.” Darum geht’s: Diesen Gottessohn sollen die Erben der Botschaft – Petrus, Johannes und Jakobus – für ihr Leben erkennen, wahrnehmen und aushalten. Er soll der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens sein. Menschliche Maßstäbe treten jetzt in den Hintergrund, werden vielleicht nicht wertlos, aber doch zweitrangig. “Solo Dios basta – Gott allein genügt”, so hat das die hl. Teresa von Avila für sich und für uns definiert.

Gottes Ordnung geht anders

Gottes Ordnung und Vorstellung von seiner Schöpfung setzt sich durch. Das mag Nervosität und Beruhigung zugleich bewirken. Unruhig kann diese Botschaft machen, weil wir uns nicht darauf verlassen können, dass wir mit dem, was an Vorstellungen in unseren Köpfen und Herzen wohnt, letztendlich richtig liegen. Unsere Vorstellungen von dem, wie unser Leben aussehen soll oder gar die ganze Welt, verlieren in Gottes Augen eine letztendliche Bedeutung. Diese Botschaft gilt vor allem auch jenen, die versuchen, gar ihre Ideen von einer eigenen Weltordnung auf Kosten von anderer Menschen Leben, auf Kosten von Frieden und Gerechtigkeit in der Welt brutal durchzusetzen. Christinnen und Christen müssen hier aus ihrer tiefsten Glaubensüberzeugung, getragen von ihrer Beziehung zu ihrem Gott »nein« sagen. – Verantwortliche in christlichen Konfessionen, die sich an die Seite von Kriegstreibern stellen, vergehen sich an der Botschaft Jesu. Das ist mit keiner noch so frommen Rede zu rechtfertigen.

Gott braucht unsere Hände und Füße

Allerdings: Aus dem Wissen um unsere Geborgenheit in Gottes Händen zu schließen, dass ja dann all unser Mühen im Leben eh nichts bringt, wäre genauso falsch wie anzunehmen, wir seien unsere eigenen Erlöser. Gott hat uns das Leben anvertraut, weil er uns vertraut, dass wir das Richtige draus machen. Angesichts all der Schrecken in der Welt in eine fatalistische Schockstarre zu verfallen und zu meinen, dass wir ja eh nichts machen können, wäre völlig falsch. Nur ist es wichtig, unser Leben besonnen und reflektiert zu gestalten, und nicht hektisch Hütten zu bauen, Schritte zu tun, die zu nichts führen. Die vielen hunderttausend Menschen in aller Welt, die sich jetzt gerade bewegen, um sich gegen die Not der Ukrainerinnen und Ukrainer und für den Frieden in diesem Land und damit auch in Europa einzusetzen, zeigen, wie vielen bewusst ist, dass Gott uns nicht nur seine Gegenwart und seinen Bund angeboten hat, sondern auch Hände und Füße geschenkt hat, um sie zu nutzen.

Das Versprechen gilt

Gott ist dabei – in guten und in schlechten Zeiten. Die Episode aus der atl. Lesung liefert uns diese Aussage in beeindruckenden Bildern. Wenn wir selbst aus unserem Leben und aus dem Leben der Welt das Beste machen können, sollen wir das auch tun. Gott gibt selbst Kraft und Macht dazu, wie er Abram am Opferaltar dafür hat sorgen lassen, dass wilde Tiere sich nicht am Opferfleisch vergehen. Aber dann danach, als Abrams Leben dunkel und schwer wurde, hat Gott das Opfer des Abram eigenhändig angenommen und ihn überdeutlich wissen lassen: Ich bin da, mein Bundesversprechen gilt wirklich. Solche klaren Zeichen für unser Leben setzt Gott auch in unseren Zeiten: nicht in Opfertieren, sondern etwa im Moment unserer Taufe, wenn wir – gerufen bei unserem Namen – sein Eigen werden. Es ist keine Wolke, die dann über uns kommt, sondern Wasser unter dem Zeichen des Kreuzes: Dann offenbart sich dieser Gott unseres Lebens und schließt mit uns einen lebenslangen Bund. – Eine wichtige Botschaft, die jetzt in diesen Wochen vor Ostern überall in unserer Kirche besonders Männern und Frauen ans Herz gelegt wird, die sich auf ihre Taufe am Osterfest vorbereiten.

Es steht alles geschrieben

Wie gutes Leben gelingen könnte, lassen uns immer wieder auch die verschiedensten Institutionen und Anbieter kluger Ratschläge wissen. Die Frohbotschaft aber, in der sich uns Gott in heutiger Zeit offenbart, gibt uns für dieses Leben schon sehr viele, äußerst nützliche Hinweise. Die Fastenzeit, diese Zeit der Umkehr und Vorbereitung auf das Osterfest lädt uns ein, mit all diesen Ideen vertrauter zu werden, sie an unser Leben heranzulassen. Lassen wir uns darauf ein.

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