Dialog der Religionen: Dem Islam hilft am Ende nur der Säkularismus

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Eine ausgezeichnete Analyse:

“Wenn in Europa etwa christliche Werte in die Diskussion eingebracht werden, dann erwächst ihnen im Diskurs nur deshalb die Kraft eines Arguments, weil sie in Sprache und Deutung von vielen Debattenteilnehmern verstanden und interpretiert werden können und nicht weil ihnen aus sich heraus, kraft ihrer Existenz, Wahrheit zukäme. Sie können mit Mitteln der Vernunft von jedermann, ob Christ oder Nichtchrist, auf ihre Gültigkeit überprüft werden. Nichts Geringeres ist Säkularität.

Eine Gesellschaft ist nur dann fair, gerecht und inklusiv, wenn alle ihre Glieder an dem sie betreffenden Gespräch barrierefrei teilnehmen können. Alle Einzelgruppen müssen dafür Sorge tragen, dass sie dieser die Gleichheit aller stiftenden Grundlage der Gemeinschaft zuarbeiten und ihr nicht entgegenwirken. Diese Vielfalt der Stimmen ist das Erkennungsmerkmal der Moderne geworden: die Auffächerung einer politisch, ökonomisch und religiös monolithischen Gesellschaft in Bestandteile mit eigenen Mechanismen mit jeweiliger Sprache und eigenem Innenleben und der steten Suche nach einem «überlappenden Konsens», der für alle gleichermassen tragbar ist.

Dasselbe gilt auch für christliches Engagement in der Politik: Die Gründe, deretwegen man sich im Parlament und in der «res publica» engagiert, dürfen christlich, jüdisch, islamisch inspiriert sein. Was darüber hinaus aber als religiös in die Politik eingebracht werden soll, muss sich vor der Vernunft genauso verantworten wie vor der Sprache, die im (parlamentarischen) Diskurs nur dann funktioniert, wenn alle an ihr teilhaben können und nicht die Kenntnis einer speziellen Grammatik wie der religiösen vonnöten ist, um mitzukommen.”

Alexander Görlach, NZZ 01.09.2017

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