Diakonie in Zürich: Nur wenn die Bibel an der Tür baumelt?

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Wieviel Evangelium muss drin sein

Wer wie ich in der Seeslorge in einer katholischen, reformierten oder christkatholischen Pfarrei in der Stadt Zürich arbeitet, kennt diese Situation: Menschen in prekären Lebenssituationen läuten an der Pfarrhaustür und bitten um Hilfe. In den meisten Fällen können die Seelsorgestellen aus sich heraus nichts tun, weil ihnen zwar nicht die Mittel, wohl aber die Möglichkeiten fehlen: Sie können spontan keine warme Mahlzeit oder ein Obdach anbieten – es wurde gerade nicht gekocht und eine Unterkunft steht auch nicht zur Verfügung. Äusserst froh und dankbar sind wir dann, wenn wir auf Stellen wie etwa das Café Yucca der ehemaligen Stadtmission Zürich und des heutigen Vereins “Solidara” zurückgreifen können. Das “Yucca” – wer Erfahrungen mit Seelsorge vor Ort hat, kennt es: “Im Café Yucca findet man von früh bis spät ein offenes Ohr und freundliche Zuwendung. Wer ein vertieftes Gespräch sucht, darf sich vertrauensvoll an die Sozialberatung wenden. Sie hilft mit Informationen, weiss Rat und bietet handfeste Unterstützung: Bei existenziellen Nöten sucht das Yucca-Team eine Übernachtungsmöglichkeit für die nächste Nacht, organisiert ein warmes Essen und bei Bedarf medizinische Versorgung. Wer Probleme mit Institutionen und Ämtern hat, wird unterstützt oder begleitet. Fragen zur Lebensgestaltung oder seelsorgerische Anliegen werden so ernst genommen wie materielle Sorgen”, ist auf der Homepage zu lesen. – Hier wird Evangelium pur gelebt: “Was du dem geringsten meiner Brüder/Schwestern getan hast, das hast du mir getan.” (Matthäus 25,40)  – die Leitlinie der Diakonie, der die Kirche seit ihren Anfängen gefolgt ist und an der ihre Glaubwürdigkeit nicht nur innerkirchlich sondern auch gesamtgesellschaftlich gemessen wird. Die Hingabe des Mantelteils meines Namenspatrons an den Bettler vor den Stadttoren von Amiens irgendwann nach 334 n. Chr. ist nur eines von unzähligen Beispielen in der Kirchengeschichte, die diese Glaubwürdgkeit ausmachen.

Wieviel braucht´s denn?

Fertig, Schluss damit, findet die reformierte Kirche in der Stadt Zürich – konkret die Kommission für Diakonie, Bildung und Kommunikation (DBK) der reformierten Kirchgemeinde Zürich. Sie wird vertreten durch die Vize-Präsidentin Priscilla Schwendimann, Pfarrerin der Mosaic Church, des reformierten Pfarramtes der Queer-Community. Solidara habe die christlichen Wurzeln verlassen und sich konfessionell unabhängig entwickelt, lässt sich Schwendimann zitieren. Damit  sei es zu begründen, dass die Unterstützung für den Verein “Solidara” und damit für das Café Yucca auf ein Minimum zusammengestrichen werden soll: “Die Diakonie erfolgt neu nicht mehr aus dem Evangelium heraus.” Man reibt sich verwundert die Augen. Noch einmal: Wer, wenn nicht solche, die sich um die Ärmsten der Armen in der Stadt kümmern, folgen dem Evangelium? Wahrscheinlich wäre bei Schwendimann auch der Hl. Martin durchgefallen, denn die Sache mit dem Mantel war vor seiner Taufe und von der Bibel hatte er zu dieser Zeit nur eine minimale Ahnung. Und wen auch das nicht überzeugt, dem sei das heutige Sonntagsevangelium der katholischen Leseordnung ans Herz gelegt: “Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.” (Markus 9,39.40)

Mehr Mammon als Jesus?

Hat Kollegin Schwendimann also keine Ahnung von der Bibel? – Sehr unwahrscheinlich, als leidenschaftliche Freikirchlerin wird sie den meisten der Leserschaft diesbezüglich einiges vormachen können. Vielleicht aber geht es ja in Tat und Wahrheit gar nicht so sehr um Frommes und Biblisches. Vielleicht hat Schwendimanns Aktion gegen das Yucca viel irdischere Beweggründe. Und vielleicht hängen sie vielmehr an der Person Schwendimann als an der Sache Yucca. Mit Michael Braunschweig, dem Vize-Präsidenten der reformierten Kirchenpflege Zürich, promovierten Theologen und Ethik-Experten, und anderen hat die Massnahme der Kommission jedenfalls etliche namhafte Gegnerinnen und Gegner. Braunschweig stellt deutlich heraus, wie die Arbeit von Solidara Ausdruck christlicher Nächstenliebe ist, und verweist damit auch auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Institutionen wie Yucca.

Die Sache mit Hemd und Rock

Was geht ab? Auch die reformierte Kirche steht gerade in der Diskussion um das Budget 2025. Und auch da werden die Mittel knapper. Auch jene für das Zürcher Regenbogenpfarramt ´Mosaic Church´ und seine Pfarrerin Schwendimann. Der Verteilkampf wird intensiver. Dass da für Schwendimann – sie ist zugleich als Mitglied des kirchlichen Stadtparlamentes von Zürich Verteilerin und als Mosaic Church Pfarrerin Empfängerin von öffentlichen Geldern  – “das Hemd näher ist als der Rock”, ist ja erklärbar. Aber irgendwie bleibt da ein Geschmäckle zurück.

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