Darstellung des Herrn – Wen Gott für sich behält

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Zum Fest ´Darstellung des Herrn´ 2025

Aus der Hoffnung leben

»Spera – Hoffe«, so titelt Papst Franziskus seine in diesen Tagen erschienene Autobiographie. Das Buch erzählt von einem Menschen in Glücks- und Krisenzeiten – sein ganzes Leben lang; bis heute als Nachfolger Petri. Und man spürt diesen Menschen, der Hoffnung in sich hat bis heute – trotz aller Herausforderungen und Bürden, die sein Leben prägen. Deutlich wird aus den Darstellungen des Papstes: Hoffen macht Menschsein aus. Wer die Hoffnung aufgibt, kann kaum überleben geschweige denn leben, “Leben in Fülle” (Joh 10,10) erfahren.

Jahwe – kein Gott der Opfer

Die Kirche feiert an diesem 2. Februar das Fest der Darstellung des Herrn. Wir hörten: Wie es die Bräuche vorschrieben, kommt die Familie Jesu in den Tempel. Der erste dieser Bräuche war ein Reinigungsritus für die Mutter des Neugeborenen, der begangen mit der Opferung von Tieren wurde. Schließlich die Darbringung des Erstgeborenen: Gemäß jüdischer Tradition war ja alles Erstgeborene von Tier und Mensch seit der Errettung aus Ägypten eigentlich Gottes Eigentum. Damals – vor der Flucht aus Ägypten – hat Gott zu Mose gesagt: “Erkläre alle Erstgeburt als mir geheiligt! Alles, was bei den Israeliten den Mutterschoß durchbricht, bei Mensch und Vieh, gehört mir.” (Ex 13,1.2) – Später, als sich das Volk nach der Wanderung durch die Wüste im Gelobten Land niedergelassen hatte, bot Gott dem Aaron, dem Nachfolger des Mose, die Umkehr dieses Gebotes an. Gott erwartet keine Opfer mehr, dafür anstatt eines Opfers so etwas wie eine Auslösung der Erstgeburt. So spricht im Buch Numeri Gott zu Aaron und sagt zu ihm: “Alle lebenden Wesen, die den Mutterschoß durchbrechen, und die sie dem Herrn darbringen, Mensch und Vieh, gehören dir. Du musst aber den Erstgeborenen bei den Menschen auslösen. Du sollst sie auslösen, sobald sie einen Monat alt sind.” (Num 18,15. 16). Dieser Ritus der Auslösung führte nun zur Darstellung eines jeden erstgeborenen Sohnes im Tempel, 40 Tage nach seiner Geburt.
Bei der Darstellung Jesu im Tempel aber passiert etwas Ungewöhnliches – dazu später.

Urgrund aller Hoffnung

Als Maria und Josef in den Tempel gingen, begegneten sie zwei außerordentlichen Menschen. Da ist zunächst der greise Simeon, von dem es heißt: “Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Und später die Prophetin Hannah: Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.” Beider Leben ist von der Hoffnung geformt, den verheißenen Messias zu schauen, noch ehe sich ihr eigener Lebenskreis schließt. Hunderte von Menschen treffen die beiden ständig Tag für Tag in den heiligen Hallen des Tempels, aber in dem Moment, da sie auf den Gottessohn treffen, wissen sie, dass er es ist. Es gibt jetzt keine Zweifel mehr. Ihre Hoffnungen sind erfüllt, ihr Lebenskreis darf sich schließen.

Ihre Hoffnungen verbannen aber nicht die Wirklichkeit, machen sie nicht realitätsblind. Obwohl – oder vielleicht: weil – er so vom Urgrund seines Lebens getragen war, hat Simeon Maria ohne Zögern ins Gesicht gesagt, was sich bald einmal anbahnt: “Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.” In jedem anderen Fall wäre die Festfreude dahin, aber Maria und Josef waren trotz ihres Wissens, dass ihr Kind Gottes Sohn ist, mit Schlägen des Lebens erfahren – erst eine seltsame Schwangerschaft, dann die Geburt unter widrigen Umständen, es folgen noch Flucht und Exil.

All diese Menschen, die da im Tempel aufeinander treffen, sind Menschen, die erfahren haben, dass ohne Hoffnung Leben nicht geht. Und sie alle sind sich sicher, dass ihr Gott Urgrund all dieser Hoffnung ist.

Gott kommt dauernd an

Wir kehren an diesem Fest der Darstellung des Herrn ein letztes Mal in den Weihnachtsfestkreis zurück und damit in den Reigen der Erzählungen von Erscheinungsgeschehen. Nachdem die Weisen an der Krippe erschienen sind, und Jesus am Jordan als von Gottes Geist geführt den Menschen vorgestellt worden ist, und er in Kana sein erstes Wunder gewirkt hat, passiert nun ein Schritt mehr: Menschen erkennen in Jesus nicht nur einen ungewöhnlichen Menschen, sondern vielmehr macht sich die Erkenntnis breit, dass mit diesem Jesus etwas vor sich geht, dass allen nicht ganz fremd ist. Die Verheißung des Messias ist jedem frommen Juden und jeder frommen Jüdin in Fleisch und Blut übergegangen. Dass aber diese Verheißung wirklich etwas mit dem Leben zu tun hat, erkennen nun die Zeugen der ersten Erscheinungen. Das Kommen des Messias ist nicht nur ein Glaubenssatz, eine Idee, es ist wahres Leben. Es ist eben Hoffnung, die Leben erhält.

Wie sieht das in unserem Leben aus? Schöpfen wir aus der Begegnung mit dem Herrn in seinem Wort und in den Sakramenten Lebenskraft? Erkennen wir in ihm die Vollendung all dessen, was wir suchen und erhoffen?

“Er ist wirklich Gottes Sohn”

Wie eingangs schon gesagt, gehört zum Ritus der Darstellung des Erstgeborenen die Zahlung einer symbolischen Auslösesumme an den Tempelkult. Im heutigen Evangelium hören wir aber von dieser Zahlung einer Auslösesumme nichts. Wir hören von der Erfüllung der Reinigungs- und Opfervorschriften, die Maria erfüllt, nicht aber von der Auslösung Jesu, so dass er auch rituell wieder seinen Eltern gehört. Das Reinigungsopfer für Maria wird ausdrücklich erwähnt, die Zahlung der Auslösesumme nicht. Jesus wird nicht ausgelöst. Jesus bleibt als Erstgeborener seiner Eltern ganz und gar Gott gehörig. Denn Jesus ist Gottes Sohn. – Die Erzählung von der Darstellung Jesu im Tempel ist eine Manifestation der Gottessohnschaft par excellence. Durch den unvollendeten Darstellungsritus, wird Jesus jedem und jeder, der glauben will, als Sohn Gottes geoffenbart.

Schon am Anfang des Lebens Jesu wird deutlich: Wenn Gott sichtbar und erfahrbar wird, kann das in ganz winzigen Zeichen, Gesten und Momenten passieren. In Situationen, in denen wir es nicht für möglich halten. Und so will dieses heutige Fest der Darstellung des Herrn einmal mehr unsere Sinne schärfen und uns glauben lassen: Er ist da, auch wenn uns das nicht immer so vor Augen steht.

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